In den vergangenen Wochen hatte ich die besondere Gelegenheit, zwei beeindruckende Vertreter der unabhängigen Friedensforschung persönlich kennenzulernen: Dr. Daniele Ganser und Dr. Jonas Tögel. Beide setzen sich auf unterschiedliche Weise für Frieden und Aufklärung ein – mit wissenschaftlichem Anspruch, großem Engagement und der nötigen Portion Mut. Ihre Vorträge und unsere Gespräche haben deutlich gemacht, wie wichtig es ist, friedenspolitische Fragen auch auf Landes- und kommunaler Ebene entschieden in den Fokus zu rücken – nicht als Ergänzung, sondern als Kern verantwortungsvoller Politik.
Ende April war ich zu einem Vortrag von Daniele Ganser in Riesa eingeladen. Vor der Veranstaltung konnte ich mich mit ihm austauschen und ihm vom friedenspolitischen Kurs des sächsischen BSW berichten – also davon, wie wir Frieden nicht nur als außenpolitisches Ziel, sondern als gesellschaftliche Aufgabe begreifen, die bei uns vor Ort beginnt. Seine Reaktion war durchweg positiv, wie auch in einem kurzen Videoausschnitt zu sehen ist. Der anschließende Vortrag in der vollbesetzten WT Energiesysteme Arena war eine eindrucksvolle Mischung aus geopolitischer Analyse, historischem Rückblick und humorvollen Einsprengseln. Ganser legte dar, wie Großmächte, insbesondere die USA, immer wieder gegen das Gewaltverbot der UN-Charta verstoßen – und wie wichtig es ist, sich diesem Denken der Macht entgegenzustellen. Besonders bewegt hat mich sein Konzept der „Menschheitsfamilie“, das nicht nur appelliert, sondern Orientierung bietet – über Parteigrenzen und nationale Interessen hinaus.
Wenige Wochen später war ich in Dresden zu Gast beim Vortrag von Jonas Tögel, organisiert von der Friedensinitiative Dresden. Thema war die „kognitive Kriegsführung der NATO“ – ein Begriff, der vielen noch fremd ist, aber erschreckend konkrete Auswirkungen hat. Tögel zeigte auf, wie gezielte psychologische Einflussnahme längst Teil moderner Kriegsstrategien ist – nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern mitten in unserer Gesellschaft, über die Politik und Medien hinein in die Köpfe der Menschen. Sein Vortrag war präzise, faktenreich und zugleich ein Weckruf. Im Anschluss kamen wir ins Gespräch über seine Forschung und unsere politischen Erfahrungen – und ich muss sagen: Vielleicht haben wir es hier mit einem künftigen Daniele Ganser zu tun.
Die Veranstaltung fand übrigens in einer Freikirche statt. Es ist 2025 leider nicht mehr so einfach, für solche Themen offene Begegnungsorte zu finden. Der Meinungskorridor wird enger, und auch dieses Problem wollen wir mit dem BSW angehen. Ich kann nur allen Lesern empfehlen, sich selbst einige der frei verfügbaren Videos von Ganser oder Tögel im Netz anzuschauen oder gleich zu einem ihrer Bücher zu greifen.