Rede im Landtag: Fankultur am Sachsenring unterstützen – und parlamentarische Fairness einfordern

Als ich am 29. Oktober 2025 im Sächsischen Landtag unseren Antrag zur Fankultur am Sachsenring eingebracht habe, war schnell klar: Es würde keine normale Debatte werden. Noch bevor ich überhaupt zum Inhalt sprechen konnte, drehte sich alles um meine Motorrad-Lederkombi – inklusive Ordnungsruf, Sitzungsunterbrechungen und einer Sondersitzung des Präsidiums.

Trotz dieses Theaters ging es mir in der Sache um etwas anderes: Der Sachsenring ist für viele Menschen in Westsachsen ein identitätsstiftender Ort, an dem sich Motorsport, regionale Geschichte und eine gewachsene, friedliche Fankultur verbinden. Mit unserem Antrag wollten wir erreichen, dass der Freistaat die Bewerbung der Fankultur am Sachsenring als immaterielles Kulturerbe aktiv unterstützt – statt sie kleinzureden oder als „beliebig“ abzutun.

Meine Sicht auf die ganze Debatte kann hier nachgelesen werden.

Nachfolgend dokumentiere ich meine Redebeiträge zu diesem Tagesordnungspunkt. Sie zeigen, warum ich den Sachsenring für einen kulturellen Anker in unserer Region halte – und warum ich mir vom Parlament mehr Respekt vor dieser Tradition und vor einer fairen Debattenkultur wünsche.

Antragseinbringung

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Da wird ein Parlamentskollege als Pavian bezeichnet, und es gibt nicht einmal einen Ordnungsruf. Danach gibt es einen Antrag zum Sachsenring, es steht jemand mit einer Bikerjacke vorn, und das ist dann der Untergang der Demokratie.

(Ordnungsruf des Präsidenten)

Muss ich Ihnen dafür danken, Herr Präsident?

In Ordnung. Vielleicht kommen wir jetzt zum Antrag. – Mit dem BSW-Antrag ‚Rrrränggedäng-gedäng! Bewerbung Fankultur am Sachsenring als immaterielles Kulturerbe unterstützen‘ möchten wir die Staatsregierung dazu auffordern, ihren Einfluss dahin gehend geltend zu machen, den diesbezüglichen Antrag der Sachsenring Event GmbH unter Schirmherrschaft des ADAC und des Tourismusverbandes Chemnitz Zwickau Region e. V. proaktiv zu unterstützen.

Warum? Kaum ein Land hat das Privileg, eine Rennstrecke zu besitzen, die noch dazu den Namen der Region trägt und diesen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt macht, und das haben wir: den Sachsenring. Motorsportfreunde in ganz Europa kennen ihn.

Jedes Jahr bietet der Sachsenring etwa einer Viertelmillion Menschen allein zur Motorradmeisterschaft eine einzigartige Veranstaltung zwischen Rennspektakel und Volksfestcharakter. Sie ist eine der größten, wenn nicht die größte Einzelsportveranstaltung in Deutschland. Durch die reiche Geschichte Sachsens als Automobil- und Motorradland besteht eine enge Verknüpfung des Sachsenrings mit der hiesigen Industriegeschichte, was seinen Stellenwert umso mehr unterstreicht.

Werte wie friedliches Zusammen-Feiern, bezahlbare Eintrittskarten und wenig Starallüren lassen den Motorsport dort attraktiv werden, von touristischen Vorteilen ganz zu schweigen. Darüber hinaus ist der Sachsenring auch abseits von Rennveranstaltungen nutzbar: Fahrsicherheitstrainings, Hobbysport, Fahrradrennen, Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Der Sachsenring ist ein zentraler Identitätsanker sächsischer Sportgeschichte. Lassen Sie uns gemeinsam handeln, damit das lange so bleiben kann.

Kurzintervention in dritter Runde

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Vorhin wurde sich von manchen Kollegen sehr viel Mühe gegeben zu begründen, warum man den Sachsenring in dem Antrag besser nicht unterstützen sollte. Ich denke, das wäre der falsche Weg.

Es wurde suggeriert, dass die Fankultur am Sachsenring etwas Beliebiges wäre. Wenn man sich anschaut, was alles immaterielles Kulturerbe der UNESCO in Deutschland ist – die Gehöferschaft Wadrill, die Fastnacht an der Saar, der Chinesenfasching in Dietfurt –, dann muss sich die Fankultur am Sachsenring nicht verstecken.

Wir haben den Antrag in Absprache mit dem Geschäftsführer der Sachsenring GmbH, Herrn Dr. Oeser, so gestellt. Er wurde sehr positiv gesehen. Er beinhaltet alles, was er soll. Er muss nicht perfekter gemacht werden – er ist gut so, wie er ist.

Schlusswort

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Sachsenring wird bald 100 Jahre alt. Sein Markensymbol gelangte auf der Motorhaube des Trabants in alle Teile Europas. Heute wiederum kommen aus allen Teilen Europas Motorsportfreunde nach Sachsen, um das einzigartige Flair der Rennstrecke und der motorradbegeisterten Region zu erleben.

Die Kampagne ‚So geht sächsisch.‘ wirbt aktuell im Fernsehen explizit für den Sachsenring. Man nennt das Return of Investment: Man gibt dort Geld rein, aber es kommt wesentlich mehr heraus.

Wir vom BSW möchten Herrn Dr. Oeser und seinem Team für die Unterstützung zum Antrag und den Verantwortlichen für die konstruktive Zusammenarbeit danken. Deshalb bitten wir das Plenum des Sächsischen Landtags um Zustimmung.

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